Alkoholabhängigkeit: ein Kontrollverlust über das Leben
Wusstest du, dass bereits zwei Gläser Wein mit 0,2 Liter offiziell als risikoreicher Alkoholkonsum gelten und für deinen Körper schädlich sind? Wie Alkohol wirkt, wie schnell wir bei regelmäßigem Konsum in eine Abhängigkeit geraten und wie wir da wieder rauskommen, erfahrt ihr hier.
Ein Glas Bier oder Wein schmeckt nach einem anstrengendem Arbeitstag besonders gut. Manchmal trinken wir Alkohol weil er uns schmeckt, um uns zu entspannen oder auch um etwas selbstbewusster auf einer Party zu wirken. Ganz gleich womit es beginnt - Alkoholkonsum kann sich schnell und dennoch schleichend in eine Abhängigkeit verwandeln. Sobald dies erst einmal geschehen ist, ist es schwer davon wieder wegzukommen und benötigt professionelle Hilfe.
Was bedeutet alkoholabhängig?
Eine Alkoholabhängigkeit entsteht schleichend und geht häufig mit belastenden Situationen oder Problemen einher. Um diese zu bewältigen wird dann häufiger getrunken. Dabei entsteht eine Regelmäßigkeit, die den Betroffenen zunächst oftmals nicht bewusst ist. Nach einer Weile nimmt der Konsum von Alkohol einen immer größeren Stellenwert im Leben der betroffenen Person ein. Dabei geht es darum, wann Alkohol als nächstes konsumiert werden kann, unabhängig von der Tageszeit und wie diese Trinkgewohnheit vor dem sozialen Umfeld verheimlicht werden kann. Der Fokus beschränkt sich fast ausschließlich auf das Thema Alkohol, was dazu führt, dass soziale Kontakte, Verpflichtungen, der Job, Hobbies etc. vernachlässigt werden. Inzwischen können sogar Entzugserscheinungen auftreten, wenn Betroffene länger als gewohnt ohne Alkohol auskommen müssen.
Wie wirkt Alkohol überhaupt?
Alkohol wird größtenteils über die Schleimhäute des Magen-Darm-Traktes in die Blutkreislaufbahn aufgenommen und über die Leber abgebaut. Im Durchschnitt dauert es nach dem Konsum ca. 45-90 Minuten bis der höchste Alkoholspiegel im Blut erreicht ist. Bei Frauen ist die Blutalkoholkonzentration meistens höher als bei Männern, da Männer schwerer und größer sind und dadurch über mehr Körperflüssigkeit verfügen, auf die sich der Alkohol verteilt.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Alkohol ab einer gewissen Menge immer schädlich für den Körper ist. Je nachdem wie häufig Alkohol konsumiert wird, können sich auch die körperlichen Auswirkungen unterscheiden. Alkohol ist ein Zellgift und greift, je nach Menge an reinem Alkohol, die Organe sowie Zellen des Körpers an. Ab welcher Menge dies der Fall ist, wird in Fachkreisen gerne hinterfragt.
Welche Konsequenzen kann der Konsum haben?
Nichtsdestotrotz ist der Promille-Wert alleine nicht unbedingt aussagekräftig wenn es um die körperliche und geistige Verfassung des Betroffenen geht, denn hier stellt sich bei regelmäßigem Konsum schnell eine gewisse Gewöhnung (= Toleranz) ein.
Reaktionen, die sich häufig unmittelbar beobachten lassen, sind beispielsweise eine undeutliche Aussprache, vermehrtes Schwitzen, Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen, Koordinations- und Bewegungsstörungen, gesteigerter Harn- und Rededrang. Auch mittelfristig lassen sich bei einer Alkoholsucht Folgen wie verminderter Appetit, Entzugserscheinungen oder Gewichtsabnahme beobachten. Langfristig erhöht ein starker Alkoholkonsum die Wahrscheinlichkeit für eine Reihe von Krankheiten, beispielsweise Erkrankungen der Speiseröhre und des Magens, Erkrankungen von Herz- und Gefäßsystem oder Leberentzündungen. Auch auf das soziale Umfeld wirkt sich eine Alkoholsucht negativ aus. Betroffene verlieren häufig ihren Arbeitsplatz, ihre Freunde oder auch das Verhältnis zu ihrer eigenen Familie.
Häufigkeit und Diagnose
In Deutschland sind ca. 1,3 Millionen Menschen alkoholabhängig, während 2,7 Millionen Menschen Alkohol missbrauchen. Der Übergang von einem „normalen“ Alkoholkonsum, zum Alkoholmissbrauch und einer Abhängigkeit ist meistens fließend. Die Diagnose Missbrauch oder Alkoholabhängigkeit (ICD-10) sollte dann immer ein Arzt in einem ausführlichen Gespräch, bei dem alle Symptome berücksichtigt werden, stellen. Hierzu sollte eine gewisse Anzahl an Kriterien erfüllt sein. Dazu gehören unter anderem:
starkes Verlangen oder Zwang, Alkohol zu trinken
verminderte Fähigkeit zu kontrollieren, wann und wie viel konsumiert wird
Entzugserscheinungen, wenn der Konsum reduziert oder ausgesetzt wird
Trinken, um die Entzugssymptome zu mildern
Toleranzentwicklung, das heißt, um den gewünschten Effekt zu erreichen, müssen die Betroffenen immer größere Mengen Alkohol konsumieren
Therapie und Kosten
Liegt eine Alkoholsucht vor, sollten die Therapiemöglichkeiten immer mit einem Arzt besprochen werden. Beispielsweise könnte entweder ärztliche Betreuung oder auch die stationäre Aufnahme sinnvoll sein. Hier spielen die Betroffenen selbst eine entscheidende Rolle, denn ihre Kooperation, Einsicht und der Wille zur Mitarbeit sind enorm wichtig. Befinden sich Betroffene in einer Krise, die über die Alkoholsucht hinausgeht, ist die Rückfallgefahr besonders groß und die Unterstützung der Angehörigen, Therapeuten und Selbsthilfegruppen enorm wichtig. Bei der Therapie geht es darum, eine dauerhafte Alkoholabstinenz oder mindestens eine Reduktion der Trinkmenge, zu erreichen. Hierzu wird ein individueller Behandlungsplan erstellt und unterschiedlichste Therapieformen, wie die kognitive Verhaltenstherapie, Einzeltherapie und Gruppentherapie, genutzt. Die Behandlung wird von den Krankenkassen übernommen, da Alkoholsucht seit mehreren Jahren als Krankheit anerkannt ist.
Dieser Artikel soll euch einen kleinen Einblick in das Thema Alkoholabhängigkeit geben. Wie sich eine Alkoholsucht letztendlich in der betroffenen Person auswirkt, ist immer sehr individuell. Deshalb möchten wir euch ermutigen, solltet ihr das Gefühl haben, dass das Thema Alkohol in eurem Leben eine immer größere Rolle einnimmt, dies mit eurem Arzt zu besprechen und euch Unterstützung zu suchen.
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